Wir können auch Hochschule!
Die Amberger Kaolinwerke sind Thema an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg). Prof. Dr. Birgit Rösel, Professorin an der Fakultät Elektro- und Informationstechnik, nutzt die optimierte Absackanlage in Schnaittenbach als „besonders anschauliches Beispiel“ für das sogenannte Lean-Management.
Unser Experte für das Thema Lean-Management ist Andreas Götzer, KVP-Verantwortlicher und Prozessbegleiter Gruppenarbeit. Lean-Management bedeutet „Werte zu schaffen, ohne unnützer Zwischenschritte/Tätigkeiten“. Ziel ist es, alle Aktivitäten, die für die Wertschöpfung notwendig sind, optimal aufeinander abzustimmen und überflüssige Tätigkeiten zu vermeiden. Das hört sich einfach und logisch an, ist in der Realität nicht immer der Fall.
Prof. Dr. Birgit Rösel sieht bei den Amberger Kaolinwerken „ein besonders anschauliches Beispiel für die erfolgreiche Anwendung für die Methoden des Lean-Managements in unserer Region“. Und damit prädestiniert dafür, nicht nur in Gesprächsrunden, sondern eben auch in der Lehre behandelt zu werden.
Reduktion der Reinigungszeit auf 20 Prozent der bisherigen Zeit
Rösel und Götzer kennen sich von der LEAN-Initiative Ostbayern, einem Netzwerk von Firmenvertretern und Lehrenden. In regelmäßigen Treffen findet ein Austausch zu verschiedenen Lean-Themen statt. So fand die praktische Umsetzung bei den Amberger Kaolinwerken den Weg in die Hochschullehre.
Worum ging es nun genau? Es fing an mit einer Rückmeldung eines Kunden, der in seinen Big-Bags Verunreinigungen gefunden hatte. In seinem Quarzmehl waren Quarzkörnchen, die einige Zeit vorher abgesackt worden waren.
Auf der Absackanlage werden gröbere Produkte aber auch die deutlich feineren Quarzmehle abgesackt. Bei einem Wechsel von Quarzsand auf Quarzmehl dauerte es bis zu drei Stunden, bis die Anlage komplett frei von Quarzkörnern ist. Eine Reinigung bis zu drei Stunden ist allerdings aufwendig. Daher war das Ziel: Die künftige Reinigung auf maximal 20% der bisherigen Rüstzeit zu optimieren.
Und erfreulicherweise haben wir dieses Ziel mittlerweile erreicht – und zwar mit Methoden des LEAN-Managements: Plan, do, check, act (PDCA). Auf Deutsch: Planen, tun, überprüfen, umsetzen. „Der PDCA–Zyklus ist eine Methode zum nachhaltigen Lösen von Problemen und Verbessern von bestehenden Standards“, erklärt Andreas Götzer. In Schnaittenbach kam sie in Verbindung mit der SMED-Methode zum Einsatz. SMED steht für „Single Minute Exchange of Die“ (engl. „Die“ steht für Gesenk, Werkzeug) und beschreibt ein Verfahren zur Senkung von Rüstzeiten.
Und das „Wie“ bekommen in Zukunft die Studierenden in Regensburg in den Vorlesungen von Prof. Dr. Birgit Rösel vermittelt: „Die Offenheit von Herrn Götzer hat mich besonders gefreut. Es ist nicht selbstverständlich, über Herausforderungen die Qualität betreffend zu sprechen. Überzeugend war für mich die stringente Umsetzung der PDCA-Methode und des SMED-Prinzips. Dadurch kann ich beides den Studierenden an einem konkreten Beispiel vermitteln.“ Auch für Werkleiter Bernhard Neudecker ist es eine Win-win-Situation: „Es freut mich, dass unser Unternehmen vom Hochschulwissen partizipiert, in Form des gemeinsamen Netzwerkes der LEAN-Initiative Ostbayern dem u. a. Andreas Götzer und Prof. Dr. Rösel angehören. Daher geben wir gerne praktische Umsetzungserfahrung zurück an die junge Generation und vielleicht an unseren zukünftigen Nachwuchs im Unternehmen.“