Fluchtversuch aus 25 Meter Höhe
Im Gebiet des Frechener Quarzwerks lassen sich einige spannende und seltene Tierarten beobachten. Neben seltenen Kröten, Uferschwalben und einer Wanderfalkenfamilie, lebt seit Jahren auch ein Uhu bei uns. Seit einigen Jahren werden die Küken von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen erfasst und beringt.
Die Uhu-Küken zu beringen ist immer eine aufregende Sache, aber in diesem Jahr war es besonders spannend. Es fing damit an, dass der Uhu in diesem Jahr nicht in seiner gewohnten Nistbox im aktiven Tagebau brütete, sondern einige Meter entfernt, hoch oben in einem ehemaligen Habichthorst. Warum ist schwer zu sagen. Eventuell hat ein neues Männchen Schuld. Diese kommen schon mal ab und zu auf die Idee, das Weibchen woanders hin zu locken.
Stefan Brücher von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (Link zum Interview), stand dieses Jahr also vor einer besonderen Herausforderung. Mit Steigeisen und Seil erklomm er den Baum, um zu dem Nest zu gelangen. Nicht nur für ihn eine anstrengende Sache, auch die Umstehenden fieberten aufgeregt einem erfolgreichen Abschluss der Kletteraktion entgegen.
Die Jungtiere saßen hoch oben in ihrem Nest. Zwei von ihnen konnte man schon von unten sehen. Oben angekommen meldete Brücher dann erfreut, dass es sich doch um drei Jungvögel handele. Die Kletteraktion hatte offenbar für Unruhe im Nest gesorgt und eines der Küken startete einen Fluchtversuch, sprang aus dem Nest und entging damit den erfahrenen Händen des Experten. Es trudelte nach unten auf den Boden, wo schon ein Ornithologe des NABU und die Biologin der Quarzwerke warteten. Fluchtversuch beendet!
Auf dem Waldboden angekommen, wurde das weibliche Küken in einen Rucksack gesteckt und von Brücher nach oben zu seinen Geschwistern gezogen. Dort wurden dann alle drei Küken in aller Ruhe vermessen, gewogen und beringt.
Deutschland beherbergt derzeit wieder etwa 1000 Uhupaare. Hauptsächlich sind die anmutigen Tiere in den Mittelgebirgen Süd- und Westdeutschlands, den Alpen und in Schleswig-Holstein anzutreffen. Seit dem Bestandstief in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als sich die deutsche Uhu-Population auf circa 50 Brutpaare beschränkte, hat sich der Uhu glücklicherweise wieder über nahezu ganz Deutschland ausgebreitet. Das Wiederansiedlungsprojekt der „Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen“ trug zusammen mit anderen Initiativen erheblich zu dieser erfreulichen Entwicklung bei.
Dieses Jahr konnten außerdem zum ersten Mal an unserem Standort in Witterschlick Uhu-Küken nachgewiesen und beringt werden – ein Erfolg!
Mit dem Rucksack und gesichert durch das Quarzwerke Green-Team ging es wieder hoch.
Oben am Nest wurden die Tiere gewogen und beringt.
Der Flüchtling – ein wunderschönes weibliches Uhu-Küken.