Sande und Kiese – Zeugen eines Klimawandels

Gastbeitrag von Mathias Knaak (Geologischer Dienst NRW) nach einem Besuch in unserem Tagebau Frechen.

Am Standort Frechen baut die Quarzwerke Gruppe hochreine, überwiegend weiße Quarzsande ab. Diese wurden vor etwa 20 bis 18 Millionen Jahren in einem küstennahen Meeresbereich abgelagert. Damals herrschte in Mitteleuropa ein feuchtwarmes, subtropisches Klima. In diesem gediehen auch die üppigen Moore, aus denen die mächtigen Braunkohleflöze entstanden, die heute unweit der Quarzsandgrube in den großen Tagebauen abgebaut werden.

Anhaltende Bewegungen der Erdkruste führten dazu, dass in den folgenden Jahrmillionen im Bereich des Höhenzuges der Ville bei Frechen große Teile dieser Ablagerungen einschließlich der Braunkohle angehoben und mit der Zeit durch „Wind und Wetter“ wieder abgetragen wurden.

In den letzten zwei Millionen Jahren wandelte sich mit der Verschlechterung des Klimas während des Eiszeitalters (Quartär) die Situation: Über den weißen Meeressanden wurden die groben Flussschotter der sogenannten Jüngeren Hauptterrassen abgelagert. Der frühe Rhein lieferte diese Sedimente an. Sein damals verwildertes Flusssystem durchzog während kalter Phasen die gesamte Niederrheinische Bucht. Mit der Zeit lagerte der Fluss Sand und Kies auf unterschiedlichen Höhenniveaus in verschiedene Terrassenkörper ab.

Oberhalb der obersten Sohle der Grube Frechen findet man zwischen den Terrassenkiesen und -sanden gelegentlich auch größere Blöcke mit bis zu einem Meter Durchmesser. Sie werden als Driftblöcke interpretiert. Diese wurden in Eisschollen, die die damaligen Flusssysteme hinabströmten, hierher transportiert. Gewöhnlich bestehen diese Blöcke aus Quarz, Quarzit, Sand- und Tonstein. Größtenteils stammen sie aus dem Süden, aus dem Bereich der Eifel. Seltener treten auch einzelne Gerölle vulkanischen Ursprungs auf. Diese stammen zumindest teilweise aus dem Siebengebirge bei Bonn.

Bemerkenswert ist das Auftreten von eckigen Blöcken aus weißem, unverfestigtem Sand. Eigentlich kommt dieser ältere Sand unterhalb der Flussschotter vor und würde, als Block ins Wasser geworfen, sofort zerfallen. Vermutlich waren diese Blöcke aber während der Kaltzeiten gefroren und brachen am Rand von Rinnen und Bächen ab, lagerten sich dann mit der restlichen Geröllfracht ab und blieben so erhalten. So sind die Sande und Kiese bei Frechen Zeugen eines sich über Jahrmillionen wandelnden Klimas.