Hagebutten oder: Das Rätsel um das Männlein im Walde

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem purpurroten Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald’ allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

Dieses Rätsellied stammt aus dem Jahr 1843 von dem Dichter Hoffmann von Fallersleben (der auch den Text zur Deutschen Nationalhymne geschrieben hat) und wird immer noch vielen Kleinkindern in KiTas und Zuhause vorgesungen. Aber worum geht es?

Die Auflösung kommt dann in gesprochener Form am Ende:

Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem rothen Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Hagebutten sind im Moment an vielen Wegrändern und auch in unseren Gärten zu finden. Sie sind die Sammelnussfrüchte verschiedener (Wild)-Rosenarten, die im Mai/Juni geblüht haben. Ihre Farbe ist meistens leuchtend rot-orange (Hundsrose, Apfelrose), es gibt aber auch schwarze Hagebutten (Pimpernellrose). In ihrem Inneren finden sich viele kleine „Nüsschen“/Samen, die oft kleine Widerhaken haben und deshalb von Kindern gerne wegen ihrer kratzenden Eigenschaften als Juckpulver in die Kleidung anderer gesteckt werden.

Alle Hagebutten, ob groß oder klein, sind essbar und sehr VitaminC-reich. Das Fruchtfleisch kann ohne Samen zu Soßen, Mus und Marmeladen gekocht werden. Die getrockneten Früchte sind in zahlreichen Teemischungen zu finden und als „Jugendherbergstee“ Vielen in Erinnerung.

Übrigens profitieren auch zahlreiche Wildvögel in den Wintermonaten von den sehr nahrhaften Hagebutten, die oft bis in den Spätwinter an den Rosenbüschen hängen und im Frost erst richtig weich und süß werden.

Das Männlein muss also noch eine Weile auf einem Bein im Walde stehen!