Lungenkraut

Hänsel und Gretel, Lungengewebe und ph-Wert: Das Gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)

Aktuell sieht man sie Pflanze in lichten Laubwäldern, wo sie aus den braunen Laubschichten hervorsticht. Sie hat schon viele Namen in der Volksmedizin erhalten: Unter anderem wird sie als Brüderchen und Schwesterchen oder Hänsel und Gretel bezeichnet, was an ihrem besonderen Blütenflor liegt und weniger an ihrer Heilwirkung.

So erscheinen die kelchförmigen Blüten zunächst in einem schönen rosaroten Farbton (Gretel, Schwesterchen), der sich nach etwa der Hälfte der Blühzeit von acht bis zehn Tagen in ein dunkles Violett-Blau (Hänsel, Brüderchen) wandelt. Hervorgerufen wird dies durch eine ph-Wert-Änderung des Blütenzellsaftes im Laufe der Zeit von sauer (rot) bis basisch (blau), wie bei einem Lackmustest im Chemielabor.

Vorteil für Wildbienen!

Von diesem Farbwechsel profitieren hauptsächlich Wildbienen, die schon im Anflug erkennen können, wie alt eine Blüte und wie viel Nektar vorhanden ist. Ältere und schon bestäubte Blüten müssen daher nicht mehr angeflogen werden – sehr effektiv! So bieten Lungenkräuter in der blütenarmen Vorfrühlingszeit eine wertvolle Nahrungsquelle für frühfliegende Wildbienenarten, vor allem Hummeln.

Aber was hat es mit dem Lungengewebe auf sich?

Schon im Mittelalter befand man, dass die Blätter des Lungenkrautes mit ihren weißen Flecken wie menschliche Lungenflügel aussehen. Nach der sogenannten Signaturlehre, die den menschlichen Organen die Pflanzen als Heilmittel zuweißt, die in ihrer Gestalt ähnlich aussehen, wurden zum Beispiel von Hildegard von Bingen Lungenkrankheiten mit Lungenkraut behandelt. Seine Inhaltsstoffe zeigen auch tatsächlich heilende Wirkung bei Husten und bronchialen Infekten, sind aber wissenschaftlich heute umstritten.

Und leider ist seine Wirksamkeit nach der Signaturlehre wohl somit auch nicht für die Bekämpfung bei der aktuell grassierenden Lungenkrankheit Covid-19 geeignet – Schade!