Fünf Fragen – Fünf Antworten
Gestellt an Stefan Brücher, Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V.
Seit über 30 Jahren setzen Sie sich schon für den Vogelschutz in Deutschland ein, besonders angetan hat es Ihnen die größte deutsche Eulenart, der Uhu. Wie sind Sie zur Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen gekommen und wie sieht der Arbeitsalltag eines Eulenschützers aus?
Zu den Uhu-Schützern bin ich bereits 1980 gekommen. Damals gab es eine Aktion zur Wiedereinbürgerung des Uhus in Deutschland. Da ich schon vorher im Vogelschutz aktiv war, hat man mich um Hilfe bei der Beringung der Jungvögel gebeten. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE) ging 1990 aus dieser Aktion hervor und seitdem kümmere ich mich im Verein um den Schutz der Tiere.
Als Vorsitzender versuche ich alle Fäden in der Hand zu haben und die verschiedenen Projekte und Aktivitäten des Vereins im Blick zu behalten. Ein weiterer Teil meiner Aufgaben sind administrativer Natur, z.B. das Ausstellen von Spendenbescheinigungen oder die Steuerklärung. Darüber hinaus habe ich mit der Uhu-Bestandsaufnahme natürlich auch mein eigenes Projekt. In einem abgesteckten Bereich im Großraum Eifel versuche ich möglichst viele der Uhus zu finden, sie zu kennen und die Jungvögel zu beringen. Außerdem nehme ich in diesem Bereich Kontakt zu Unternehmen auf, die in irgendeiner Art und Weise mit dem Lebensraum des Uhus in Berührung kommen und versuche, sie für den Uhu-Schutz zu gewinnen. Das können beispielsweise Behörden und Stromnetzbetreiber sein, die ihre Strommasten zum Schutz der Uhus vogelsicher umbauen müssen. Aber ich trete z.B. auch an Abbauunternehmen heran, in deren Tagebauen sich die Uhus gerne niederlassen.
Wie kommt es überhaupt, dass Uhus den Tagebau als Lebensraum nutzen?
Der Uhu hat irgendwann in seiner Entwicklungsgeschichte gelernt, dass sich der Bruterfolg vergrößert, wenn er in senkrechten Felswänden brütet. Sofern vorhanden, bevorzugt der Uhu also felsiges Gelände. In den Felswänden nutzt der Vogel kleine Höhlungen oder Balkone als Brutstätte. Eine senkrechte Wand kann eine natürlich vorkommende 100 m hohe Felswand sein – wenn hier aber alle Brutplätze besetzt sind oder die Nahrung in anderen Gebieten besonders lockt, dann tut es auch eine fünf Meter hohe Steilwand in der Grube eines Tagebaus. So ist das auch bei den Quarzwerken in Frechen. Neben der Steilwand lockt die nahrungsreiche Landschaft rund um den Tagebau. Die relativ hohe Anzahl an Jungen beweist, dass die Uhus sich im Tagebau durchaus wohl fühlen.
Mit den Quarzwerken arbeiten Sie bereits seit geraumer Zeit zusammen, um Uhus im Tagebau zu schützen. Wie ist das zustande gekommen?
Ich arbeite eng mit örtlichen Ornithologen (Vogelkundlern) zusammen, die mich für die Beringung der Uhus oder bei Problemen kontaktieren. Uns ist es immer wichtig, eine gemeinsame Lösung zu finden, sodass am Ende nicht nur die Uhus, sondern auch die Unternehmen zufrieden sind. So war es auch bei den Quarzwerken: Der örtliche Vogelschützer hat mich darüber informiert, dass Uhus im Tagebau der Quarzwerke brüten. Gemeinsam mit der Quarzwerke-Biologin Britta Franzheim haben wir uns den Tagebau angeschaut und Brutplätze identifiziert, die durch den Abbau in den nächsten Jahren gefährdet sein könnten. Um die Belange des Uhus und der Quarzwerke unter einen Hut zu bekommen, haben wir dann einen Nistkasten an geeigneter Stelle aufgestellt, der von den Uhus sehr gut angenommen wird.
Wie sieht ihre Zusammenarbeit zur Erhaltung der Uhus aus?
Die Zusammenarbeit findet fortlaufend statt. Zum einen arbeiten wir immer dann zusammen, wenn ein neuer Abbauabschnitt vorbereitet wird, in dem sich Brutstellen der Uhus befinden. Dann suchen wir gemeinsam nach einem neuen Platz für die Nistkasten, auf den die Uhus ausweichen können. Außerdem beobachten die Quarzwerke und der örtliche Vogelschützer die Jungvögel, sodass ich zu gegebener Zeit die jungen Uhus beringen kann.
Anfang Februar hat mich Frau Franzheim informiert, dass die bei den Quarzwerken brütende Uhu-Dame bereits pünktlich auf ihren Eiern sitzt. Jetzt wird die Uhu-Dame regelmäßig beobachtet. Wenn alles nach Plan verläuft, meldet sich Frau Franzheim, wenn die geschlüpften Jungvögel circa vier Wochen alt sind. Dann komme ich und beringe die Jungvögel. So wiederholt sich das Jahr für Jahr.
Warum ist das Beringen für den Schutz der Uhus hilfreich?
Einerseits ist die Beringung für mich als Forscher sehr interessant. Durch die individuell nummerierten Ringe kann ich das Verhalten eines einzelnen Uhus über einen langen Zeitraum hinweg genau nachvollziehen und so z.B. herausfinden, wie weit der Uhu fliegt oder wo er lebt. Ein anderer sehr wichtiger Aspekt der Beringung ist der langfristige Schutz der Uhus. Nur mit einer Beringung können zu Tode gekommene Tiere im Internet bei der Beringungszentrale gemeldet werden, die mich dann wiederum informiert. Auf diese Weise können wir Uhu-Schützer Ursachenforschung betreiben und herausfinden, woran die Vögel gestorben sind. Die gesammelten Daten und Erkenntnisse helfen uns, die entsprechenden Verursacher davon zu überzeugen, es in Zukunft besser zu machen und damit zum Schutz der Uhus beizutragen.
Uhu-Experte Stefan Brücher und Quarzwerke-Biologin Britta Franzheim beringen die Jungvögel.
Die Beringung der Uhus erfolgt, wenn die Jungvögel circa vier Wochen alt sind.
Der Weg zu dem Nistkasten ist steil, denn Uhus bevorzugen für ihre Brut felsiges und steiles Gelände.
Die Jungtiere haben noch ein flauschiges Gefieder.
Zur Beobachtung der Uhus bekommt jedes Jungtier mit der Beringung eine individuelle Nummer zugeteilt.