Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) oder: Wie man sein halbes Leben verschlafen kann!

Als an einem Morgen in Coronazeiten im Radio die Frage gestellt wurde, wie wir am besten durch diese Zeit kommen könnten, antwortete der Moderator: Vielleicht ist Winterschlaf eine Option! Im Frühling wachen alle wieder auf und Corona ist Vergangenheit…

Eine schöne Idee, allerdings wohl kaum umsetzbar, denn wir haben uns ja, im Gegensatz zu den Tieren, die Winterschlaf halten, (natürlich!) keinen Winterspeck angefuttert und sind als Menschen für einen Dauerschlaf über 6 Monate nicht geschaffen.

Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre

Einen echten Winterschlaf, bei dem Körpertemperatur, Herzschlag und Atemfrequenz extrem heruntergefahren werden, halten auch nur wenige Tiere: Fledermäuse, Siebenschläfer, Igel, Murmeltiere und Haselmäuse.

Eichhörnchen, Dachs, Braunbär und Waschbär machen dagegen eine Winterruhe, in der sie auch Mal aufwachen und auf Nahrungssuche gehen, bevor sie weiterschlafen.

Bei Amphibien, Reptilien, Fischen und Insekten spricht man übrigens von Winterstarre. Sie haben teilweise im Winter ein Frostschutzmittel im Körper, das ihnen bei niedrigen Temperaturen ein Überleben ermöglicht.

Die Haselmaus gehört also zu den wenigen echten Winterschläfern. Im Herbst futtert sie sich mit Haselnüssen, Beeren und Früchten einen Winterspeck an. Das kleine Tier ist übrigens keine Maus, sondern gehört, wie der Siebenschläfer (macht auch Winterschlaf!) zur Familie der Bilche. Es sucht sich im Spätherbst alleine oder mit Familie einen Platz im Laubstreu, Baumhöhle oder Nistkasten und rollt sich zu einer perfekten Kugel zusammen. So geht nicht zu viel Energie verloren. Erst im April, nach einem halben Jahr, wacht die Haselmaus mit der Hälfte ihres ursprünglichen Körpergewichts (!) auf und verbringt die Sommernächte mit Fortpflanzung und Nahrungssuche. Tagsüber wird allerdings ausgiebig in den kugelförmigen Nestern, verborgen in dichten Hecken, geschlafen! Daher bekommt man die kleinen Kletterkünstler eigentlich kaum zu sehen.

Rechnet man die Wach- und Schlafzeiten einer Haselmaus in ihrem maximal 6-jährigen Leben mal gegeneinander auf, so stellt man fest, dass dieser Bilch tatsächlich sein halbes Leben verschläft! Vielleicht ist dieses Lebensmodell doch…?