Die Geschichte der Kaolinbahn
Im Jahr 1898 wird zwischen Amberg und Schnaittenbach eine neue Eisenbahnstrecke eröffnet: Die Kaolinbahn. Der Spitzname bezieht sich auf die Kaolinerde, die mit ihr aus dem Abbaugebiet bei Schnaittenbach einfacher und schneller nach Amberg und in den Rest der Welt transportiert werden kann. Schon wenige Jahre später steht fest: Der Bau ist ein voller wirtschaftlicher Erfolg! Die Hirschauer und Schnaittenbacher freuten sich zudem über den neu entstandenen Anschluss für Personenzüge.
Schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Kaolinabbaugebiet im Ehrenbachtal von der Firma Eduard Kick bearbeitet. Unter drei bis acht Metern Gestein verbirgt sich eine der bedeutendsten europäischen Kaolinlagerstätten. Auf mehreren Kilometern Länge und zwei bis drei Kilometern Breite, findet sich in der bayrischen Erde ein Kaolin- und Quarzsandvorkommen von beeindruckenden 40 Metern. Drei Jahre nach Eröffnung der Bahnstrecke werden auch die Amberger Kaolinwerke im benachbarten Hirschau gegründet. Beide Unternehmen arbeiteten für viele Jahre nebeneinander am selben Flöz, bevor sie 1993 zu den Amberger Kaolinwerken Eduard Kick GmbH & Co. KG zusammenwuchsen. Im Jahr 1995 wurden sie schließlich Teil der Quarzwerke Gruppe.
Heute wird nach mehr als 185-jähriger Geschichte immer noch Roherde gefördert und in verschiedenen Verfahren aufbereitet. So entstehen Produkte für eine Vielzahl von Industrien: Kaoline werden zum Beispiel in der Papierindustrie, der keramischen Industrie, und der Weißzement-Industrie benötigt. Hitzebeständige Kaolinschamotte finden Gebrauch in der keramischen Industrie und der Produktion von feuerfesten Stoffen. Kristallquarzsande und Kristallquarzmehle werden sowohl für die Glasindustrie, die keramische Industrie, die Gießerei-Industrie, die chemische Industrie als auch für die Bau- und Edelputzindustrie sowie die Filterindustrie gebraucht.
Doch zurück zur Bahnstrecke. Schon kurz nach der Eröffnung stand der Ausbau nach Wernberg auf dem Plan. Über viele Jahre hinweg forderten die Einwohner der Städte in der Oberpfalz die Verlängerung der Bahnstrecke – und auch die Amberger Kaolinwerke und Eduard Kick erhofften sich dadurch eine deutliche Steigerung der jährlichen Ausfuhr. Bis in die 1950er Jahre wird der Plan immer wieder aus Kostengründen abgelehnt, bis die Pläne von der Bundesbahn schließlich definitiv begraben werden. Im Jahr 1976 wird dann auch der Personenverkehr zwischen Amberg und Schnaittenbach eingestellt. Trotzdem ist auf den Gleisen noch einiges los! Pro Tag fahren bis zu drei Güterzüge mit Wagen voller Kaolinerde von den Amberger Kaolinwerken ab und sichern damit noch heute den Bestand der Strecke.
Wer mehr über die Geschichte der Kaolinbahn und die
vielen Anstrengungen der Bürger von Schnaittenbach und Hirschau um eine
Verlängerung der Bahnstrecke erfahren möchte, sei der Beitrag der ONetz
(Oberpfalz Medien) „Der
ewige Traum von der Eisenbahn“ empfohlen. Weitere Informationen
finden sich zudem auf der Webseite des Amberger Kaolinbahn e.V..
Schaufelradbagger bei der Kaolingewinnung.
Eine alte Lokomotive vor dem „Monte Kaolino“ in Hirschau.