Aus zwei mach eins: Fusion im Jahr 1919
Quarzwerke feiert im kommenden Jahr das 135. Jubiläum der Unternehmensgründung. Die Wurzeln unseres Betriebs liegen in zwei Unternehmen, die erst nach einigen Jahren des Wettbewerbs zueinanderfanden. Aber nun mal von vorne:
Vor über 130 Jahren machten sich zwei Essener Bauunternehmer, Wilhelm Köhnen und Carl Grosspeter, dank eines Tipps auf den Weg nach Frechen-Buschbell und stießen dort auf ein Quarzsandvorkommen. Mit dem richtigen Riecher für das Geschäft gründeten sie die Handelsgesellschaft „Köhnen & Grosspeter“, die zunächst Streusand für Eisenbahnen und bald auch Quarzsand an die Glasindustrie und Gießereien vertrieb.
Doch damit ist die Entstehung der Quarzwerke noch lange nicht erzählt, denn Köhnen und Grosspeter waren nicht die einzigen, die das weiße Gold auf Frechener Gebiet entdeckten. Südlich der Grosspeter’schen Grube förderten weitere kleine Sandgrubenbetriebe den hochwertigen Sand. Zunächst sahen die wirtschaftlichen Aussichten aufgrund fehlender Transportwege und mangelndem Kapital für diese Betriebe allerdings alles andere als gut aus. Der Start der „Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn“ im Jahr 1883 brachte dann jedoch Schwung in das Geschäft. Der Kölner Tiefbauingenieur August Lindemann witterte die Chance und gründete mit den „Cöln-Frechener Cristall-Sandwerken m.b.H.“ ein direktes Konkurrenzunternehmen.
Die kommenden Jahre verliefen für beide Unternehmen blendend: Es hieß, die Sandwerke hätten „guten Absatz“ (Juni 1907), das Geschäft sei „gehoben“ (März 1910) und die Lage „günstig“ (März 1912). Doch dann kam der erste Weltkrieg und wie bei vielen Unternehmen, hinterließ die „Kriegswirtschaft“ auch bei den beiden Quarzsandproduzenten ihre Spuren. Viele Mitarbeiter wurden zum Militärdienst eingezogen und da die Reichsbahn überwiegend militärische Aufgaben erledigte, fehlte es an Transportmitteln zur Belieferung der Kunden.
Wie man sich vorstellen kann, war auch die erste Zeit nach dem Krieg alles andere als leicht. Das Rheinland war von Truppen besetzt und die bereits geschwächte Wirtschaft musste sich mit den Auflagen der Siegermächte abfinden. Die Zukunft der Frechener Quarzwerke war ungewiss, doch August Lindemanns Sohn Otto, ein junger und ehrgeiziger Ingenieur, hatte schließlich einen zukunftsweisenden Einfall: Mit gebündelten Kräften lassen sich große, zukunftssichernde Investitionen leichter tätigen. Und so wurde aus zwei Unternehmen eins: Im Oktober 1919 trat Otto Lindemann zunächst als Kommanditist in das Grosspeter’sche Unternehmen ein und machte damit den Weg zur Fusion frei. Beide Unternehmen verschmolzen schließlich zur „Grosspeter, Lindemann & Co. Kommanditgesellschaft“.
Aus den zwei Gründerfirmen hatte sich ein starkes Unternehmen entwickelt, dass mit seinen Werken und einer guten Rohstoffbasis das Fundament der Quarzwerke bildet, wie wir es heute kennen.
Wer sich für weitere Meilensteine in der Geschichte der Quarzwerke interessiert, kann hier die Eckdaten einer langen Unternehmensentwicklung nachlesen.
Bildaufnahme um 1910: Das Gebäude zeigt die Sandaufbereitung und die Lorenseilbahn, die den Quarzsand zur Verladung am Bahnhof Königsdorf transportierte.
Bildaufnahme um 1915: Die Akkordkolonne zeigt Vorarbeiter, Maschinisten, Lokführer und Heizer (Aufnahme aus der Grube).
Bildaufnahme von 1919: In der Mitte sind die neue Nassaufbereitung, links die Waggons der Schmalspurbahn und vorne Schienen der Eisenbahn zu sehen.
Bildaufnahme vor 1920: Im Tagebau in Frechen-Buschbell wurde der Quarzsand erstmals in großem Maßstab abgebaut.
Bildaufnahme um 1920: Anfang der 20er wurde das Sandwerk Dürener Straße um eine Nassbunkeranlage mit Verladerampe und Verladebagger ergänzt.
Bildaufnahme um 1930: Auch die Sandgrube des Lindemann-Betriebs war von beachtlicher Größe.
Luftbild aus den 50ern: Der obere Kreis zeigt die alte Grosspeter-Grube, die nach der Fusion stillgelegt wurde. Der untere Kreis stellt die aktive Grube der Grosspeter, Lindemann und Co. Kommanditgesellschaft dar.