Am Schnittpunkt von Natur und Wirtschaft – Treffen des Arbeitskreises Industriebiologie in Frechen
Am 22. Februar fand auf Einladung der Quarzwerke in Frechen das 3. Treffen des Arbeitskreises Industriebiologie statt. Was zunächst nach einem ziemlichen Widerspruch klingen mag, ist bei näherer Betrachtung eine in vielerlei Hinsicht wegweisende Initiative.
Der Arbeitskreis setzt sich aus Projektverantwortlichen von Unternehmen zusammen, die aufgrund von freiwilligem Engagement oder gesetzlicher Bestimmungen verschiedene Naturschutzmaßnahmen umsetzen. Hierzu zählen etwa Infrastrukturbetriebe und andere Branchen, die als Ausgleich für ihre wirtschaftliche Aktivität Rekultivierungen vornehmen und Biotope schaffen oder aufbessern, um so die biologische Vielfalt in geeigneten Flächen zu fördern. Mit dem aktiven Erschließen ökologischer Potentiale durch Akteure aus der freien Wirtschaft zeigt sich, dass Unternehmertum und Naturverantwortung durchaus miteinander vereinbar sind. Umso mehr lohnt es sich, an dieser Stelle einen aktiven Erfahrungsaustausch voranzutreiben. Deshalb wurde der Arbeitskreis Industriebiologie ins Leben gerufen, der als Netzwerk für den Austausch von naturschutzfachlichen Informationen und biologischem Knowhow dient. Viele große Namen aus der deutschen Industrie sind im Arbeitskreis vertreten und man unterstützt sich gegenseitig bei der Umsetzung von Ausgleichs-, Aufbesserungs- und Rekultivierungsmaßnahmen. Neben Vertretern von großen und mittleren Unternehmen nahmen an der jüngsten Sitzung des Arbeitskreises zudem auch oberste Bundesbehörden und Bundesverbände teil, die die Aktivitäten und Ideen des neuen Arbeitskreises mit großem Wohlwollen aufnahmen und ihre Unterstützung zusagten.
Am Beginn des gemeinsamen Treffens bei den Quarzwerken stand zunächst eine gemeinsame Besichtigung des Frechener Tagebaus an. Die steilwandige Sandgrube ist einerseits eine Gewinnungsstätte für den wichtigen Rohstoff Quarzsand. Gleichermaßen bieten die seltenen Landschaftseigenschaften des Areals aber auch bedrohten Tierarten wie der Uferschwalbe oder der Kreuzkröte einen Lebensraum, der in der freien Natur ansonsten nur selten zu finden ist. Ein Beispiel also, dass den Grundgedanken des Arbeitskreises widerspiegelt.
Im Anschluss referierten im Hauptsitz der Quarzwerke verschiedene Experten zu drängenden Fragen rund um den Naturschutz und den verschiedenen Handlungsfeldern von Unternehmen. Das Themenspektrum reichte dabei von der weitreichenden Beanspruchung von Landschaftsflächen durch die Agrarwirtschaft, über Herausforderungen bei der Renaturierung von Verkehrs- und Versorgungstrassen, bis hin zu Fragen des Naturschutzrechts. Neben dem gemeinsamen Wissensaustausch wurde aber auch die konkrete Zusammenarbeit in verschiedenen Projektfeldern besprochen. Die Überlegungen gehen hin etwa zur Erarbeitung gemeinsamer Handlungsempfehlungen, zu einer gegenseitigen Unterstützung beim Artenschutz und der freiwilligen Erschließung ökologischer Potentiale. Alles in allem zeigte das Treffen des Arbeitskreises vor allem eines auf: Es gibt in Sachen Naturschutz vieles zu tun – es kann aber auch vieles getan werden, wenn engagierte Unternehmen sich sinnvoll einbringen. Dass Industrie und Ökologie sich durchaus ergänzen können, kann der Arbeitskreis der Industriebiologie so aller vermeintlicher Widersprüchlichkeit zum Trotz unter Beweis stellen.
Vortrag des Referatsleiters „Grundsatzfragen Naturschutz“ des Bundesumweltministeriums, Dr. Kilian Delbrück, über die aktuellen Fragen des Naturschutzes mit Bezug auf die Wirtschaft.
Im Expertenkreis werden verschiedenste Fragen rund um Artenschutz und Renaturierung diskutiert.
Biotop und industrielle Rohstoffgewinnungsstätte gleichermaßen: Der Tagebau der Quarzwerke in Frechen.