100 Jahre Erfahrung, Wachstum und Innovation – 100 Jahre Kaolin EAD

Die Kaolin EAD ist vermutlich das älteste Bergbauunternehmen in Bulgarien. Als Familienunternehmen von zwei Brüdern gegründet, hat es ereignisreiche 100 Jahre, in denen es nicht nur den Besitzer, sondern auch die Rechtsform mehrfach wechselte, durchlebt. Heute ist „Kaolin“ bereits seit 10 Jahren Teil der Quarzwerke-Familie. Im heutigen Throwback Thursday gratulieren wir daher gleich zu zwei Jubiläen.

Die Geschichte der Kaolin AD begann 1923 in der Stadt Varna mit den Brüdern Boris und Krastyu (sprich: Kancho) Atanasov. Durch Zufall erhielten die Brüder Quarz-Kaolin Proben aus der Region Deliormana (heute: Kaolinovo) und es gelang ihnen nach einigen Experimenten, den reinen Quarzsand und das Kaolin zu trennen. Den Sand verkauften sie an die benachbarte Glasfabrik „Erste Bulgarische Glasfabrik – Fresko, Meshulam-sie“ (im Ort Gebeje), die mit dem hochreinen Sand die Qualität ihres Glases deutlich verbessern konnte. Aber nicht nur der Sand war bedeutsam, gleichzeitig interessierte sich Kancho Atanasov auch für das Kaolins und prüfte Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten.

Mit dem Direktor der Glasfabrik entwickelte sich ein guter Kontakt und so bot er ihnen Kapital für die Gründung eines Unternehmens an, um den Abbau des Quarzsands und des Kaolins im industriellen Maßstab zu realisieren. So wurde am 6. Mai 1923 das Unternehmen Kaolin AD gegründet. Dadurch wurden Boris und Kancho Atanasov die Begründer der Kaolinindustrie in Bulgarien.

Die Brüder teilten sich die Aufgaben, so war Boris für die kaufmännischen Angelegenheiten zuständig, während der Kancho die technische Leitung übernahm. Er war für den gesamten Abbaubetrieb und die Produktion verantwortlich. In den ersten Jahren befand sich die Aufbereitung noch auf dem Gelände der Glasfabrik in Gebeje. Nach 1927 wurde die Produktion in die Ortschaft Shumnobohchilar (heutiger Name: Kaolinovo) verlegt. In den folgenden Jahren nahm die Gewinnung von Quarzsand und Kaolin allmählich zu, die Produktion wuchs und die technische Ausstattung des Werkes wurde verbessert. Darüber hinaus wurden nachhaltige Handelbeziehungen im In- und Ausland aufgebaut.

1932 lerne Kancho Antanasov seine zukünftige Ehefrau Lyubka bei einem Abendessen, das vom Direktor der Glasfabrik ausgerichtet wurde, kennen. Nach ihrer Hochzeit zog das Paar nach Kaolinovo in die Nähe der Fabrik. Dort bauten sie ein Haus und in den ersten Jahren lebten sie dort ohne Wasser, Strom, medizinische Versorgung oder ausgebaute Straßen. Sie konnten zwar den Strom nutzen, den die Fabrik zur Verfügung stellte, Strom gab es aber nur, wenn produziert wurde. Boris Antanasov errichtete auf dem gleichen Gelände eine Farm mit Bienenstöcken, einem Weinberg, Kuhställen, einer Molkerei und einem Schweinestall. Es gab also einen Bauernhof in unmittelbarer Nähe zur Fabrik. Während Kancho Antanasov das Werk und die Produktionskapazitäten ausbaute, knüpfte sein Bruder Verbindungen in finanzielle und politische Kreise, dank derer 1936 eine Eisenbahnlinie in Kaolinovo gebaut wurde.

Von 1923 bis 1947 (bis zur Verstaatlichung des Unternehmens) erschloss das Unternehmen fünf Lagerstätten in der Nähe der heutigen Stadt Kaolinovo: „Kaolinovo“, „Boymir“, „Kus“, „Pristoya“ und „Todor Ikonomovo“. Darüber hinaus erwarb das Unternehmen 1939 eine Konzession zur Erkundung des Kaolinvorkommens in der Gegend von Vetovo (nahe Senovo).

Verstaatlichung – das Ende einer Ära

Im zweiten Weltkrieg unterzeichnete Bulgarien einen Nichtangriffspackt mit der NSDAP und blieb neutral. Erst als die Sowjetunion Bulgarien am 8. September 1941 den Krieg erklärte, trat das Land – dann auf der Seite der Achsenmächte – in den Krieg ein, da es zeitgleich zu einem Staatsstreich kam. Unmittelbar nach dem Staatsstreich begann das totalitäre kommunistische Regime mit der Beschlagnahmung des Eigentums bestimmter Personen. Darüber hinaus wurden extrem hohe Steuern auf Privatunternehmen erhoben. Ziel der Verstaatlichung war die Liquidierung und Übertragung des Eigentums auf den Staat. Etwa 7.000 kleine und mittlere Unternehmen waren von diesem Prozess betroffen, darunter Kaolin AD und Dunav AD in der Region Ruse. Dunav AD verkaufte seit 1936 feuerfesten Ton an die Fabrik „Trud“ in Ruse (das Unternehmen wird im Verlauf noch interessant werden, A.d.R.).

Kancho und Boris Antanasov mussten ihre Positionen aufgeben und wurden ersetzt. Boris Antanasov ging nach Amerika, wo er 1969 verstarb. Kancho Antanasov wurde zweimal gebeten, als technischer Direktor nach Kaolinovo zurückzukehren, aber er lehnte ab. Er arbeitete erst als technischer Leiter in der Teigwarenfabrik in Varna und danach in einer Fabrik, die Sonnenblumenöl produzierte. Die Familie blieb in Varna, wo er 1981 verstarb.

Kaolin AD und Dunav AD wurden zum staatlichen Bergbauunternehmen „Dimitar Blagoev“ (später „Dimitar Blagoev“ Bergbau- und Anreicherungswerk) zusammengelegt. Der Hauptsitz wurde in Senovo eingerichtet, wo er sich auch heute noch befindet. In den nun folgenden Jahren wuchs die Kaolinproduktion kontinuierlich, dank geologischer Aktivitäten und neuer Fabriken in Vetovo, Senovo und Kaolinovo. Ende der 1980er Jahre erreichte „Dimitar Blagoev“ Rekordkapazität und -umsatz. In dieser Zeit wurde der größte Teil der Produktion auf dem Inlandsmarkt verkauft.

Privatisierung und neue Besitzer

Am 10. November 1989 endete das politische Ein-Parteiensystem in Bulgarien und der Demokratisierungsprozess begann langsam. In den ersten Jahren wurde die Wirtschaft noch nach dem alten Planwirtschaftssystem geführt, der Übergang zur Marktwirtschaft erfolgte schrittweise. Auch politisch nahm die Demokratisierung einen langen Weg, bis zum Jahr 2001 gab es in Bulgarien sechs Regierungswechsel.

In der Zwischenzeit wurde 1992 staatseigene Unternehmen Kaolin in ein Unternehmen mit staatlichem Vermögen umgewandelt und im Jahr 2000 dann privatisiert. Die Alfa Finance Holding AD erwarb die Mehrheitsbeteiligung und die Rechtsform wurde wieder in „Kaolin“ AD geändert.

Der neue Eigentümer investierte von Beginn an in die Expansion des Unternehmens: Sie erweiterten die Produktionskapazität und sicherten neue Vorkommen. Alpha Finance erwarb die Mehrheitsbeteiligung an „Magma 97“, das die Explorationsrechte für Feldspat und Dolomit in der Region Topolovgrad besitzt. In den folgenden Jahren folgten unter anderem neue Tochtergesellschaften wie „Ustrem 2001“ in Bulgarien, „Kaolin Endüstriyel Mineraller“ in der Türkei, „Jugo-Kaolin“ in der Republik Serbien und Montenegro, „Kopovi“ in Serbien und „PKSP“ in der Ukraine.

Außerdem bauten sie die damals größte private Glasleitung mit einer Gesamtlänge von 32 km, die die Fabriken Vetovo und Senovo mit der Gasstation Razgrad 2 verband. Darüber hinaus wurden Gleisanschlüsse für den Güterverkehr in Dimitrovgrad, Senovo, Vetovo und Dvnya eröffnet.

Im Jahr 2011 war Bulgarien Gastgeber der Eröffnungsveranstaltung des European Mineals‘ Day 2011. Die Feier fand im Tagebau in Vetovo statt.

Kaolin wird Teil der Quarzwerke Gruppe – der Kreis schließt sich

Ende Dezember 2012 wurde die Kaolin AD teil der deutschen Quarzwerke Gruppe mit Sitz in Frechen. Mit Quarzwerke als Eigentümer ist „Kaolin“ wieder in Familienbesitz so, wie das Unternehmen 1923 gegründet wurde – es schließt sich der Kreis.


100 years of experience, growth and innovation – 100 years of Kaolin EAD

„Kaolin“ is probably the oldest operating mining enterprise in Bulgaria. Since its incorporation in 1923, the company has been operating constantly until today. Thanks to the enthusiasm and efforts of two young people, it started as a family business and passed through many trials and historical unsteadiness. In the last 100 years, it changed ownership several times. Today „Kaolin“ proudly welcomes its first century as part of the Quarzwerke Group.

This century of history began in 1923 in Varna with the brothers Boris and Krastyu (pronounced Kancho) Atanasov. They accidentally got quartz-kaolin samples from the Deliormana region (today, Kaolinovo). After some experiments, they separated the pure quartz sand and the kaolin clay. The sand increased the quality of glass production in the nearby „First Bulgarian Glass Factory – Fresco, Meshulam-sie“ (Gebeje village). At the same time, Kancho Atanasov became interested in the properties and applications of the kaolin. The director of the glass factory offered the Atanasov brothers capital to establish a joint stock company to start mining the quartz-kaolin raw material from the Deliormana region. And this is how the Joint-Stock Mining Industrial company „Kaolin“ was founded on May 6th, 1923. Boris and Kancho Atanasov became founders of the kaolin industry in Bulgaria.

The financial and commercial affairs of the company were mainly handled by the older brother Boris Atanasov, while the younger, Kancho, became the technical director. He was responsible for all the mining and production on site. In the first years, the raw material was processed on the property of the glass factory in Gebeje. After 1927, the production was moved to the village Shumnobohchilar (today’s name is Kaolinovo). The extraction of the quartz-kaolin was gradually increasing, production was growing, and technology was improved. Solid trade relations have been established, not only in Bulgaria but also abroad.

In 1932, Kancho Antanasov was invited to a dinner, which the director of the glass factory organized. There he met his future wife, Lyubka. After their wedding, they moved to Kaolinovo near the factory. There they built a house in a wild field, and in the first years, there was no water, no roads, no electricity, or medical care. The factory provided free electricity, but they had to use gas lamps when the engine didn’t work.

The elder brother, Boris, built a farmhouse next to them with beehives, a vineyard, cowsheds, a creamery, and a piggery. So there was a farm within proximity to the factory.

While Kancho Antanasov developed the factory and its production, his brother established and maintained financial and political connections; thanks to 1936, a train line was built in Kaolinovo. In the period from 1923 to 1947 (up to the enterprise’s nationalization), „Kaolin“ developed five mines near today’s town of Kaolinovo: „Kaolinovo,“ „Boymir“, „Kus“, Pristoya“ and „Todor Ikonomovo“. From 1939 to 1947, they had a concession to explore a kaolin deposit in the area of Vetovo (near Senovo).

Nationalisazion

In World War II. Bulgaria signed a non-attack agreement with German National Socialist Party in 1941; nevertheless, it stayed neutral until September 8th, 1944, when the Soviet Union declared war on Bulgaria. At the same time, there was a coup, and Bulgaria changed sides and became part of the Soviet Union. Immediately after the coup, the totalitarian communist regime began with confiscations of the property of specific individuals. In addition, burdensome taxes were levied on privately-owned enterprises. The idea of nationalization was to liquidate private ownership and transfer their license to the state. About 7.000 small and medium-sized companies were affected by this process, including JSC „Kaolin“ and JSC „Dunav“ in the Ruse region. JSC „Dunav“ was a company that explored refractory clay in 1936 and sold it to the factory „Trud“ in Ruse.

Kancho and Boris Antanasov had to give up their positions and were replaced by others. Boris Antanasov went to America, where he died in 1969. Kancho Antanasov was invited twice to return as technical director to Kaolinovo, but he refused. He worked as a technical manager at the Pasta Factory in Varna and afterward at a factory for sunflower oil production. The family stayed in Varna, and he died in 1981.

After the nationalization of JSC „Kaolin“ and JSC „Dunav“, henceforth state-owned, were merged into the „Dimitar Blagoev“ State Mining Enterprise (later „Dimitar Blagoev“ Mining and Enrichment Plant). The headquarters was established in Senovo, where it is still today. In the following years, kaolin mining production grew continuously, thanks to the investment during the socialist era in geological activity and new factories in Vetovo, Senovo, and Kaolinovo. At the end of the 1980th „Dimitar Blagoev“ Mining and Enrichment Plant reached record production volumes and sales. During this period, most of the production was sold on the domestic market.At November 10th, 1989 the political single-party system ended in Bulgaria and the period of democratization started. In the first years the economy continued to be conducted in the old planned way, the transition to market economy was implemented step by step. Up to 2001, there were six changes of government in Bulgaria.

2001, there were six changes in government in Bulgaria.

In the meantime, in 1992, the state-owned company „Kaolin“ was transformed into a sole shareholder company with state assets. In 2000 the „Kaolin“ was privatized, and Alfa Finance Holding AD acquired the controlling stake. The legal form changed into „Kaolin“ JSC.

Privatisation and new owner

The new owner invested in the company’s expansion from the first year. They expanded the production capacity and secured new deposits. Furthermore, they built the largest private gas pipeline at the time, with a total length of 32 km, connecting the factories in Vetovo and Senovo to the gas station Razgrad 2 and opened industrial railway branches to Dimitrovgrad, Senovo, Vetovo, and Devnya.

They acquired the controlling stake of „Magma 97“. The company owned the rights to explore feldspar and dolomite in the Topolovgrad region. In the following years, new subsidiaries „Ustrem 2001“ in Bulgaria, „Kaolin Endüstriyel Mineraller“ in Turkey, „Jugo-Kaolin“ in the Republic of Serbia and Montenegro, „Kopovi“ in Serbia, and „PKSP“ in Ukraine followed among many others.

In 2011, Bulgaria became the host of the opening event of European Minerals‘ Day 2011. The celebration was held at the „Kaolin“ open pit in Vetovo.

Kaolin became a member of Quarzwerke Family

At the end of December 2012, „Kaolin“ AD became part of German mining Group Quarzwerke with headquarters in Frechen. With Quarzwerke as owner, „Kaolin“ is again family-owned as it started in 1923. In the last ten years, the company focused on: improving the working environment of employees, support of the local communities, investing in new production facilities, and modernization of existing ones to ensure the long-term sustainability of the company.