100 Jahre Standort Haltern – wie alles begann
Unser Standort in Haltern wird in diesem Jahr 100 Jahre alt – der zweitälteste Standort der Quarzwerke GmbH. Die Lagerstätte in Haltern ist ganz besonders; der Quarzsand ist von so guter Qualität, dass er in der Gießereiindustrie zum Markenprodukt geworden ist.
Der heutige „Throwback Thursday“ blickt auf die ersten Jahre unseres Standorts Haltern:
Bevor die Quarzwerke in Haltern Quarzsand abbauten, bestand bereits einige Jahre zuvor an gleicher Stelle ein Tagebaubetrieb: 1883 gründeten zwei Unternehmer aus Dülmen eine Dampfziegelei. Als der Lehmvorrat 1886 erschöpft war, baute man den darunter liegenden Quarzsand mit der Schaufel ab. In den folgenden Jahren wurde das Unternehmen mehrfach verkauft. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte der Altwerthändler Paul Klein das Gelände und richtete dort ein Altpapier-Sortierwerk ein, das er jedoch bereits 1924 wieder aufgab.
Am 15. März 1924 wurde die Rheinischen Bau- und Kristallsandwerke GmbH, Köln gegründet und damit auch die Quarzsandgewinnung wieder aufgenommen. Vier Jahre später begann das Unternehmen mit der Aufbereitung des Sandes und pachtet daher das alte Fabrikgebäude der Ziegelei.
In den ersten Jahren war die Sandgewinnung eine schwere körperliche Arbeit. Der für die Glasherstellung geeignete Sand stand sehr hart an, man konnte ihn nicht aus der Wand schaufeln oder hacken, sondern nur mit dem Spaten schaben. So standen die Männer zehn Stunden am Tag und mehr in langer Reihe, schabten mit geschärftem und gedengeltem Spaten den Sand aus der Sandwand.
Die Gewinnung erfolgte bereits mit einem Eimerkettenbagger (dampfgetrieben) bis sechs Meter unterhalb des Wasserspiegels. Der gewonnene Sand wurde in Loren geladen und kleine Dampfloks fuhren die beladenen Züge zu einer Verladekippe, wo die Kunden bereits mit ihrem Fahrzeug warteten.
1930 kam für die Gewinnung ein neuer 150 Tonnen schwerer Eimerkettenbagger mit elektrischem Antrieb hinzu. Dessen Leistung betrug bei einer Gewinnungstiefe von ca. 20 m unter dem Wasserspiegel 80 t/h. Auch die Abraumbeseitigung wurde durch den Einsatz eines dampfbetriebenen Löffelbaggers optimiert. Bereits nach Ende des 2. Weltkrieges unternahm man Versuche mit Saugpumpen zur Gewinnung des Sandes unterhalb der Wasseroberfläche.
Einen kleinen Dämpfer erhielt die Modernisierung am Standort, als 1950 der Damm im Tagebau brach und eine Lok und der Eimerkettenbagger im Wasser versanken. Hans Lindemann (die 3. Generation in unserem inhabergeführten Familienunternehmen) erinnerte sich:
“Am Freitag, den 13.01.1950 – eine Lok mit zehn Muldenkippern stand gerade auf dem Damm, um Abraum abzukippen – merkte der Lockführer, dass etwas in dem Untergrund des Dammes nicht in Ordnung war. Er gab Notsignal und rannte mit seinem Bremser um sein Leben. Hinter ihm brach der Damm in sich zusammen und eine große Wassermasse stürzte in die Tiefe. Durch den Sog wurden die gesamten Böschungen stark beschädigt, Freiluftstromleitungen und Strom- und Telefonleitungen wurden zerstört. Eine Lok und der Eimerkettenbagger wurden zum Großteil vom Wasser umschlossen. Die Quarzwerke standen vor der Frage, das Werk Haltern aufzugeben. Aber mein Vater hatte schon viele Katastrophen bewältigt!”
Die hilfsweise Belieferung der Kunden mit Sand aus den anderen Lagerstätten der Quarzwerke wurde organisiert und – mit Unterstützung der großen Glaskunden – in mehrmonatigem Einsatz der Betrieb wieder funktionsfähig gemacht.”
In den folgenden Jahren wurde nicht nur die Sandgewinnung wiederhergestellt, es wurde auch viel geplant und gebaut: eine neue Nassklassierung mit 20 Hydrosizern, eine große Nass-Sand-Siloanlage mit Entwässerung und neue Trockenanlagen. Außerdem wurden große Silos gebaut für die verschiedenen Feuchtsand- und Trockensandsorten. Für alle Produkte wurden hohe Verladekapazitäten auf Waggon und LKW vorgesehen und auch die Straßen und Gleisanlagen entsprechend gestaltet.
So war der Standort Haltern Ende der 1950er Jahre perfekt aufgestellt, um in der Zukunft zu bestehen. 1960 betrug die Sandproduktion erstmalig knapp 1 Mio. Tonnen.